Effektiv Tempo üben

Ist das Metronom der richtige Weg?

Wie verbessert Du gezielt Dein Spieltempo?

In meinem Studium zur Profimusikerin habe ich gelernt, dass schnelle Stellen erst langsam geübt werden sollen und dann das Tempo mit Hilfe eines Metronoms immer Stückchen für Stückchen erhöht wird. Bestimmt kennst Du dieses Vorgehen auch, oder?

Aber, ist das Metronom wirklich der richtige Weg, um effektiv Tempo zu üben?

Die Realität ist, vielen Musikern und Musikerinnen gelingt es auf diesem Weg nicht, das gewünschte Tempo zu erreichen. Dafür gibt es einen guten Grund, den wir uns in diesem Artikel anschauen wollen. Du erfährst: Welche drei Phasen es beim Lernen schneller Stellen gibt und was es beim effektiven Tempoüben zu beachten gibt.

Los geht’s!

Was wissen wir über das Üben von schnellen Stellen?

Vieles, was wir heute über das Üben „wissen“, wird aus den Sportwissenschaften oder Bewegungswissenschaften übertragen. Hier gehen die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen von drei Phasen beim Erlernen von Bewegungen aus.

Phase 1: Der Rohversion der Bewegung

Beginnen wir eine Bewegung zu lernen, wird zuerst eine rohe, unökonomische Version dieser Bewegung entworfen. Dabei werden große Mengen an sensomotorischen Informationen verarbeitet, zum Beispiel von unserem Gehör oder anderen Sinnesorgangen, wie der Haut. Für diesen Prozess eignet sich ein langsames Übetempo am besten.

In diesem Artikel gehe ich auf das langsam Üben genauer ein.

Phase 2: Die Verfeinerung der Bewegung

In der zweiten Phase wird die Bewegung wiederholt und trainiert. Auch hier werden die Informationen unserer Sinnesorgane bewusst einbezogen, um die Bewegung zu optimieren und zu verfeinern.

Möchtest Du gerne mehr zum Wiederholen erfahren, vielleicht auch, wie es nicht so langweilig ist. Dann schau gerne in diesem Artikel zu zwei berühmt-berüchtigten Übetipps vorbei.

Foto unsplash_Musicians Journal, Übejournal, Übetagebuch, Noten, Melina Paetzold

Phase 3: Das (flexible) Automatisieren

Erst im dritten Schritt wird die Bewegung als „motorisches Programm“ gespeichert. So kann sie ohne die Rückmeldung der Sinnesorgane automatisch durchgeführt werden.

Aber Vorsicht: Automatisch heißt nicht, dass wir eine perfekte Version der Bewegung speichern und dann immer wieder abrufen.

Tatsächlich werden auch automatische Bewegungen in der Ausführung immer wieder angepasst, z.B. wenn ein schneller Lauf gespielt wird.

Wenn wir schnelle Stellen sicher spielen können wollen, lohnt es eine gewisse Flexibilität der Bewegung gleich mitzuüben, z.B. indem Du anders artikuliert oder anders rhythmisiert spielst.

Übrigens: Schnelle Stellen müssen immer mal wieder aufgefrischt werden, damit sie im Ernstfall zuverlässig funktionieren.

Foto unsplash_Musicians Journal, Übejournal, Übetagebuch, Noten, Melina Paetzold

Was es beim effektiv Tempo üben zu beachten gibt

Langsam üben, wiederholen und in Varianten üben, ist erstmal nichts Neues, oder?

Lass uns nun zu dem Punkt kommen, warum ein fließender Übergang zwischen einem langsamen und schnellen Tempo, wie es vom Metronom suggeriert wird, oft nicht funktioniert.

Schnelle und langsame Bewegungen haben oft unterschiedlich angreifende physikalische Kräfte. Die Bewegung, die im Langsamen funktioniert, passt nicht unbedingt für ein schnelles Tempo. Der Experte Prof. Altenmüller schreibt „Die langsame und die schnelle Ausführung musikalischer Bewegungen beruht auf unterschiedlichen sensomotorischen Programmen“.[1]

Deshalb empfiehlt es sich, schnelle Bewegungen auch direkt schnell zu üben.

Das kannst Du zum Beispiel mit Hilfe von Punktierungen tun. Was es dabei zu beachten gibt, kannst Du Dir gerne in diesem Video anschauen.

Genauso kann es nützlich sein, den Lauf in kleine Einheiten, vielleicht auch einzelne Tonverbindungen zu unterteilen und diese dann in einem schnelleren Tempo zu üben.

Beide Übestrategien erkläre ich Dir ganz genau in meinem Kurs „Schnelle Läufe üben“.

Aber auch in diesem Artikel findest Du 3 schnelle Tipps, wenn die Stelle einfach nicht schneller gelingen will.

In jedem Fall braucht es eine ordentliche Portion Geduld, Muße und Neugier, um Tempo in schnelle Stellen und Stücke zu bringen.

In diesem Sinne, wünsche ich Dir: Frohes Üben!

Melina

[1] Altenmüller, Eckart. 2007. „Hirnphysiologische Grundlagen des Übens“. In Handbuch Üben: Grundlagen, Konzepte, Methoden, herausgegeben von Ulrich Mahlert, 2. Aufl., 47–67. Wiesbaden Leipzig Paris: Breitkopf & Härtel.

Videos zu diesem Thema auf meinem Youtube-Kanal

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Wer schreibt hier?

Hallo, ich bin Melina!

Ich habe Klarinette studiert und bin heute als freischaffende Musikerin in Berlin tätig.

Wie kann modernes Üben, üben im 21. Jahrhundert aussehen, in dem so viele Dinge unsere Aufmerksamkeit verlangen?

Wie können wir effektiv üben, also mit kurzen Übesessions besser werden? Wie kann uns das Musizieren als Ort der eigenen Entfaltung, der Entspannung und des Glückes dienen, als richtige Quality time? Und wie bringen wir beides, Fortschritt und Genießen, in den Einklang?

Diesen Fragen gehen wir hier auf den Grund. Dafür erwarten Dich praktisch anwendbare Ideen und Anregungen für Dein eigenes Üben und Musizieren.

Melina Paetzold Musikerin Klarinette
© Karoline Wolf