Eine Übestrategie mit großer Wirkung:
Prinzip der rotierenden Aufmerksamkeit
nach Gerhard Mantel
Womit startest Du, wenn Du neue Noten bekommst?
Wahrscheinlich mit dem Sortieren der Töne, oder?
Oder mit dem Rhythmus?
Eher ungünstig ist es, verschiedene Dinge zusammen üben zu wollen und das unabhängig davon, ob das Stück neu ist oder Du schon eine Weile an ihm arbeitest.
Zu viele Baustellen führen schnell zu Überforderung und Unzufriedenheit.
In diesem Artikel schauen wir uns eine Übestrategie an, bei der Du immer nur eine Sache beim Üben in den Fokus nimmst. Damit übst Du nicht nur gehirngerecht, sondern unterteilt Dein Üben auch in motivierende Häppchen.
Bist Du bereit? Los geht’s!
Wie Du mit dem „Prinzip der rotierenden Aufmerksamkeit“ gehirngerechter übst
Wusstest Du, dass sich unser Gehirn eigentlich nur auf eine Sache konzentrieren kann?
Beim berühmten Multitasking erledigen wir beispielsweise nicht zwei Dinge gleichzeitig, sondern springen nur wahnsinnig schnell zwischen ihnen hin und her.
Das hat gleich mehrere Nachteile. Es kostet viel Energie und Zeit. Außerdem kann auch die Qualität darunter leiden.
Lass uns dazu ein Beispiel aus dem Übealltag anschauen: Stell Dir vor, Du übst ein Stück, dessen Töne Du noch nicht beherrschst. Nun bekommst Du die Aufgabe die Dynamik zu beachten. Einfach unmöglich, oder? Immer wieder gerätst Du ins Stocken, weil Töne nicht anspringen oder Du den Griff nicht kennst. Du beginnst Dich über Dich selbst zu ärgern.
Besser ist es, diese Dinge getrennt und nacheinander zu üben. So hast Du immer genug Kapazitäten frei. Das macht auch deutlich glücklicher.
„Multitasking ist ein Mythos. Tatsächlich besteht es lediglich aus dem raschen Hin- und Herwechseln zwischen Aufgaben. Und bei jedem Versuch, es doch zu schaffen, zahlen Sie einen „Preis“ dafür – und zwar in Form von Zeit und Energie. Deswegen ist „Monotasking“ fast immer effizienter: Fokussieren Sie sich solange auf eine Aufgabe, bis Sie diese erledigt haben, und sparen Sie sich die unnötigen Kosten.” —Dr. Sahar Yousef, kognitive Neurowissenschaftlerin, UC Berkeley
Was ist das „Prinzip der rotierenden Aufmerksamkeit“?
Die Übestrategie „Prinzip der rotierenden Aufmerksamkeit“ [1], des bekannten Musikpädagogen und Autors Gerhard Mantel, ist ein schöner Ansatz, um dem Multitasking beim Üben ein Gegengewicht zu verleihen, denn natürlich müssen wir beim Musizieren ganz viele Dinge gleichzeitig tun.
Bei Mantels Übetrategie geht es darum, sich immer nur einen Parameter der Musik vorzunehmen und die Parameter dann zu rotieren.
10 mögliche Parameter der Musik für Dein Üben
Wenn Du Dich jetzt fragst, welchen Parametern Du Dich beim Üben widmen kannst, habe ich Dir hier eine Liste zusammengestellt, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit hat und auch gerne gekürzt oder erweitert werden kann:
- Notentext, Töne
- Rhythmus
- Artikulation
- Dynamik
- Intonation
- Phrasierung
- Ansprache
- Ton-, Klangqualität
- Agogik
- Musikalische Idee
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Wie kannst Du das „Prinzip der rotierenden Aufmerksamkeit“ für Dich anwenden?
- Schnapp Dir Dein Instrument und Noten.
- Wenn Du magst, lade Dir das praktische Pdf mit den Parametern herunter (siehe Bild), stelle es auf Deinen Notenständer oder hänge es sichtbar auf.
- Jetzt geht es los! Suche Dir einen Parameter aus, an dem Du die nächsten Minuten arbeiten möchtest. Übrigens: Es kann schwer sein, sich nur auf eine Sache konzentrieren zu wollen. Sollten Deine Gedanken einmal abschweifen, hole sie einfach wieder zurück. Mit der Zeit wird es einfacher.
- Bist Du fertig mit dem Parameter? Dann suche Dir den nächsten aus, usw., bis Du durch alle rotiert bist. Es kann sein, dass Du für eine komplette Rotation einige Übesessions brauchst. Außerdem empfiehlt es sich bei neuen Stücken, die Parameter auf verschiedene Übesessions aufzuteilen.
- In jedem Fall fügst Du nach und nach durch das Rotieren immer mehr Parameter zusammen, so lange, bist Du mit dem Ergebnis zufrieden bist.
Probiere es unbedingt einmal aus!
Was simple kling, entfaltet für viele aber eine große Wirkung!
Frohes Üben!
Melina
Wer schreibt hier?
Hallo, ich bin Melina!
Ich habe Klarinette studiert und bin heute als freischaffende Musikerin in Berlin tätig.
Wie kann modernes Üben, üben im 21. Jahrhundert, aussehen, in dem so viele Dinge Aufmerksamkeit von uns verlangen?
Wie können wir effektiv üben, also mit kurzen Übesessions besser werden? Wie kann uns das Musizieren als Ort der eigenen Entfaltung, der Entspannung und des Glückes dienen? Und wie bringen wir beides, Fortschritt und Genießen, in den Einklang?
Diesen Fragen gehen wir hier auf den Grund. Dafür erwarten Dich praktisch anwendbare Ideen und Anregungen für Dein eigenes Üben und Musizieren.
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