Wie sagt man so schön: Man kann bis ans Ende der Welt reisen, vor sich selbst kann man aber nicht davonlaufen.
So ähnlich ist es auch mit der Art und Weise wie wir Projekte und Neues anpacken, oder?
Ich für meinen Teil entdecke definitiv gewisse Muster, wenn neue Herausforderungen warten oder, wenn ich mich in etwas verbessern möchte.
Zum Beispiel erwarte ich, dass alles sofort und auf Anhieb funktioniert und setze mich damit sehr unter Druck. Egal ob ich ein Instrument spiele, einen neuen Sport ausprobiere, etwas im Rahmen meiner Arbeit erledigen möchte oder, wer mag es glauben, in der Fahrschule lerne Auto zu fahren, dieses Muster greift immer.
Auch meine Schüler*innen haben mir in Gesprächen über ihre Erwartungen und Herausforderungen beim Klarinettespielen bestätigt, dass die Muster, die im Unterricht oder beim Üben greifen ihnen ebenso auf der Arbeit, beim Sport etc. begegnen.
Es könnte also auch heißen: Man kann zwar die Tätigkeit wechseln, vor sich selbst kann man aber nicht davonlaufen.
Warum macht es Sinn sich mit seinen Mustern zu beschäftigen und sie besser kennenzulernen?
Die meisten unserer Muster laufen unbewusst ab und lassen uns reflexartig agieren. Damit haben wir nicht wirklich die Kontrolle über unsere Reaktion.
Ich habe mir mit meinen Mustern oft selbst im Weg gestanden, viel Druck aufgebaut und auch die Freude an einigen Dingen verloren. Heute, wo ich meine Muster besser kenne und mit ihnen umzugehen weiß, gehe ich vieles entspannter an und kann besser gegensteuern, wenn ich mir mal wieder das Leben schwer mache.
Es fällt mir nun viel leichter motiviert zu bleiben und ich erreiche auch meine Ziele viel schneller – schau hier auch gerne bei dem Blogbeitrag vorbei: 2 Tipps, wie Du mit mehr Leichtigkeit und schneller besser wirst!
Auf der Suche nach meinen Mustern und Automatismen spielte das Erlernen eines Musikinstrumentes eine große Rolle!
Durch das Musizieren lernte ich mich selbst besser kennen und verstehen. Und heute kann ich dieses Wissen auf andere Bereiche in meinem Leben übertragen.
Im Folgenden teile ich 7 Impulsfragen mit Dir, die Dir dabei helfen können über Deine Muster nachzudenken und Ihnen musizierend auf die Schliche zu kommen.
7 Impulsfragen: Komm Deinen Mustern auf die Schliche.
#1 Wie sieht es mit Deinem Selbstvertrauen aus?
Bist Du von Dir überzeugt? Wagst Du oft Neues? Probierst Dinge aus? Schreist Du hier, wenn es um Herausforderungen geht?
Beim Erlernen eines Musikinstrumentes ist ja sozusagen jeder neu erlernte Ton oder Rhythmus eine Herausforderung. Wie reagierst Du darauf?
Denkst oder sagst Du oft: „Das kann ich nicht!“, „Das ist zu schwer für mich!“, oder „Das schaffe ich nicht.“? Das könnte ein Indiz dafür sein, dass Du Dir nicht viel zutraust. Aber keine Sorge, über den Musikunterricht kannst Du wunderbar Selbstvertrauen aufbauen und dann sind Deine Zweifel schnell passé.
#2 Hast Du eine niedrige Frustrationsgrenze?
Weißt Du, wie schnell Du aufgibst? Wo Deine Frustrationsgrenze liegt? Bleibst Du lange an einem Problem dran, um eine Lösung zu finden, oder bist Du ungeduldig und lenkst Dich schnell mit etwas anderem ab? Wenn Du ein Instrument erlernst, wirst Du schnell Antworten auf diese Fragen finden und mit jedem Üben oder Unterricht, bei dem Du etwas länger am Ball bleibst, Dein Durchhaltevermögen trainieren und Deine Frustrationsgrenze ein Stück weiter nach hinten verschieben.
#3 Bist Du sehr streng mit Dir?
Oh, wer hat ihn nicht?! Den inneren Kritiker!
Fällt es Dir auch schwer Fehler zuzulassen und sie zu akzeptieren? Ärgerst Du Dich, wenn am Anfang nicht alles perfekt läuft?
Beim Erlernen eines Instrumentes wirst Du schnell merken wie streng Du mit Dir selbst bist. Meistens hat nämlich nicht die Lehrkraft sondern die Schüler*innen den höchsten Anspruch und die größten Erwartungen im Raum.
#4 Hast Du enorme Ansprüche?
Hast Du Dir mal darüber Gedanken gemacht mit welchen Erwartungen Du eigentlich in etwas hineingehst?
Oft sind die Erwartungen an uns selbst nämlich so groß, dass wir sie gar nicht erfüllen können. Die Folge ist Unzufriedenheit und Enttäuschung.
Wenn Du Dir zum Beispiel vornimmst jeden Tag 30 Minuten zu üben, ist das erstmal ein löbliches Ziel. Wenn Du aber einen Vollzeitjob hast, 2 Kinder und einen Hund, kann ich Dir jetzt schon sagen, dass Deine Ansprüche und Erwartungen unrealistisch sind.
Du wirst Deinen Plan nicht einhalten können, unzufrieden mit Dir sein und im schlimmsten Fall mit dem Musikunterricht wieder aufhören, weil er zusätzlichen Druck und Unzufriedenheit hervorruft.
Es lohnt sich wirklich seine eigenen Ansprüche und Erwartungen zu kennen und dann abzugleichen, ob diese mit der Realität zusammenpassen.
Denn, wenn beides aufeinander abgestimmt ist und Du Deinen Plan einhalten kannst, bleibst Du auch auf lange Sicht motiviert und hast Spaß am Erlernen eines Musikinstrumentes.
#5 Urteilst Du schnell?
Nicht nur über andere Leute urteilen wir unglaublich gerne und viel zu schnell. Das gleiche können wir auch bei uns selbst sehr gut.
Wenn Du Aussagen wie: „Das klingt ja schrecklich.“, oder „Wie unrhythmisch kann man denn sein!?“ von Dir kennst, könnte es Dir helfen Dich beim Musizieren erstmal aufs Wahrnehmen und Beobachten zu konzentrieren. Spiele zuerst einmal ohne Wertung und trainiere deinen Status quo anzunehmen. Erst im nächsten Schritt geht es dann ums urteilen bzw. darum ein Ziel zu formulieren auf das Du hinarbeiten möchtest.
Im Grunde geht es darum konstruktive Kritik an Dir selbst zu üben und sich nicht aus dem Affekt heraus schlecht zu machen.
Ich verspreche Dir: Dieses Vorgehen bringt viel positiv Energie in Dein Musizieren.
#6 Bist Du ein Kopf- oder ein Gefühlsmensch?
Weißt Du ob Du mehr vom Kopf oder aus dem Bauch heraus agierst?
Unter anderem ist es unser heutigen Arbeitssituation verschuldet, in der wir uns mehr geistig als körperlich betätigen, dass wir diese Kopflastigkeit auch auf andere Tätigkeiten übertragen. Je nachdem, wo Du nun deinen Schwerpunkt hast, kann es schön sein, sich auch mal auf den anderen Pol zu konzentrieren. Kannst Du beispielsweise einen Rhythmus auch erklären, im Kopf lösen, oder hast Du ihn „nur“ im Gefühl? Wenn Du mehr vom Kopf aus arbeitest, könntest Du Dich zum Beispiel auf Deine Atmung konzentrieren, um mehr mit Deinem Körper in Kontakt zu kommen?
#7 Kannst Du Dich fokussieren und konzentrieren?
Vielleicht die offensichtlichste Frage, aber dennoch! Das Lernen eines Musikinstrumentes erfordert unsere volle Aufmerksamkeit und wir können diese beim Musizieren auch wunderbar trainieren. Neigst Du dazu Dich schnell mit Deinem Handy abzulenken? Beobachte doch mal, wann dieser Impuls erfolgt. Nach 5, 10 oder 15 Minuten?
Falls Du hier tiefer einsteigen willst, lies auch gerne diesen Beitrag: Musizieren – Das neue Achtsamkeitstraining?
Fazit
Beim Erlernen eines Instruments hast Du die Chance Deine gefestigten Gedankenmuster zu beobachten, diese aufzudecken, zu verändern und Dich schlussendlich „umzuprogrammieren“.
Du kannst Deine Konzentration steigern und feststellen, ob Du lieber fühlst oder denkst.
Gerade, wenn es für Dich zu Deinen Hobbies gehört ein Instrument zu spielen, liegt hier unwahrscheinlich viel Potential Dinge wahrzunehmen, die sich bei Tätigkeiten, bei denen es „drauf ankommt“, also im Job, im Studium oder in der Schule, nicht so gut beobachten lassen. Wenn wir die Muster dann erst einmal entdeckt haben und wissen mit ihnen umzugehen, können wir dieses Wissen auch wieder für unseren Job usw. nutzen.
Noch ein kleiner Tipp: Sei nicht zu hart mit Dir, sondern begegne Dir mit spielerischem Wohlwollen.
Erfreue Dich an jedem kleinen Fortschritt und sei stolz darauf, dass Du Dich der Herausforderung stellst ein Instrument zu erlernen und stetig an Dir zu arbeiten.
Deine Melina
PS: Natürlich kannst Du die 7 Impulse auch auf andere Tätigkeiten zum Beispiel Sport übertragen. Wie gesagt: Man kann zwar die Tätigkeit wechseln, vor sich selbst kann man aber nicht davonlaufen.
Wie bleibst Du motiviert beim Erlernen eines Instrumentes, beim Sport oder anderen Projekten? Was sind Deine Tricks um voranzukommen und wo begegnen Dir Deine Muster?
Ich freue mich sehr über Deinen Kommentar!
Liebe Melina,
ein toller Blog: Chapeau! Da sprichst du jeder Sängerin, Künstlerin oder Musikschaffenden aus der Seele! Besonders deine Impulsfragen sind super praxisnah und inspirierend – danke dafür!!!
Viele liebe Grüsse
Lieben Dank für diese netten Worte :))))
Herzliche Grüße zurück!
Hi Melina,
danke für diesen tollen Artikel und die spannenden Impulse! 🙂
Liebe Grüße
Manu
Liebe Manu, das freut mich sehr! 🤗 Ganz liebe Grüße zurück!
Auch ein Dankeschön von mir, ich habe schon jahrelang den Traum Gitarre zu lernen, aber ich habe es nie richtig durchgezogen oder hatte mental nicht die Kraft dafür. Jetzt, möchte ich es noch einmal angehen und es soll klappen :). Deine Tipps sind super.
Lg Anni
Liebe Anni, das freut mich außerordentlich! Wie schön, dass Du hier vorbeischaust 🙂 Vielen Dank für Dein Feedback!